Das Wartenberg Oval war mit nahezu 1000 Mitgliedern gefüllt. Bild: Volksbank
Die Redner des Abends v.l.: Vorstandsmitglied Alexander Schagerl, die Spezialisten für digitales Banking Jonas Hahn und Werner Waldeck sowie Vorstandsvorsitzender Norbert Lautenschläger. Bild: Volksbank
Kabarettist Stephan Bauer sorgte für gute Stimmung. Bild: Volksbank
Roboter Pepper zu Gast auf der Volksbankbühne. Bild: Volksbank
Die Warteschleifenmusik live dargeboten von Bastian Fugmann und dem Volksbankchor. Bild: Volksbank

Pressetext aus dem Lauterbacher Anzeiger vom 14.02.2020

Die Milliarde geknackt
Volksbank Lauterbach-Schlitz präsentiert in unterhaltsamer Form ihre Jahresbilanz / 1000 Besucher im Wartenberg Oval

Von Gernot Schobert

Angersbach. Die Mitgliederversammlung der Volksbank Lauterbach-Schlitz ist keine langweilige Angelegenheit, bei der Zahlen trocken präsentiert werden. Vielmehr ist sie ein Treffen, bei dem in lockerer Form, mit Bildern und Filmen, mit humorvollen Beiträgen und viel Herzblut der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein Einblick in das vergangene Geschäftsjahr und ein Ausblick gegeben werden. Der Imbiss vor Beginn der Versammlung und danach war das "I-Tüpfelchen" für die 1000 Besucher. Viel mehr hatten sich angemeldet, standen auf der Warteliste und rückten dann aufgrund von krankheitsbedingten Absagen nach.

Vorstandsvorsitzender Norbert Lautenschläger und Vorstandsmitglied Alexander Schagerl stellten zunächst das weltpolitische Umfeld des vergangenen Jahres vor, erwähnten Brexit, den Handelsstreit zwischen USA und China, die expansive Fiskalpolitik in Amerika, die dort die Konjunktur befeuere. Die Weltwirtschaft bleibe von Risiken belastet, der Ölpreis dürfte 2020 für stärkeren Inflationsauftrieb sorgen, von der EZB gab es keine Schritte zur Normalisierung der Geldpolitik, berichtete Lautenschläger.

Zinsen weiter niedrig

Die Zinsen seien weiterhin niedrig, der deutsche Staat sparte dadurch von 2007 bis 2018 368 Milliarden Euro. Aktien böten Ertragschancen, Dividendentitel böten hohen Renditenaufschlag, sagte der Vorsitzende. Schagerl behauptete, das Niedrigzinsen-Umfeld führe zu hoher Staatsverschuldung. Aktienindex und Preise für Wohnimmobilien stiegen permanent. Vergangenes Jahr wurden aus 100 000 Euro bei Anlage in amerikanische Aktien 132 580 Euro, in Rohöl Brent 130 020, in deutsche Aktien 126 310, in Gold 120 880, in Bundesanleihe zehn Jahre 103 540, in US-Dollar 102 590 und auf dem Sparbuch 100 020 Euro. Er empfahl den Mitgliedern, sich bei der Geldanlage "von uns beraten zu lassen". Die aktuellen Herausforderungen im Bankgeschäft seien das Niedrigzinsumfeld, der Rückgang der Ertragslage, der steigende Aufwand durch Regulierungen und Verbraucherschutz, das sich verändernde Wettbewerbsumfeld, die Konjunkturentwicklung, die Kreditportfoliostruktur, die Digitalisierung und die IT-Sicherheit. Mit Fotos und einem Film präsentierte der Vorstand die gesellschaftlichen Aktivitäten und das Engagement der Bank bei Fastnacht, mit Unternehmertreffen, Angeboten für junge Mitglieder, der Gründung der VR Immo Verwaltungs GmbH mit den Banken Fulda und Hünfeld oder die sportlichen Betätigungen der Mitarbeiter. Stolz waren beide auf die erstmalige Auszeichnung "Beste Fördermittelbank 2018", "beste Bank vor Ort" war man zum dritten Mal in Folge. Zu den negativen Ereignissen zählten die Brandstiftungen in den Geschäftsstellen Angersbach und Freiensteinau. Die Bank beteiligte sich an den Ausbildungsmessen in Lauterbach und Freiensteinau und war mit ihren Kunden beim Wirtschaftstag der Volks- und Raiffeisenbanken in der Jahrhunderthalle Frankfurt. Es gab diverse Veranstaltungen für bestimmte Kundenkreise, Mitarbeiter feierten Dienstjubiläen, die Geschäftsstelle Schlitz erhielt einen Defibrillator, und einheimische Vereine wurden mit 52 000 Euro gefördert.

Norbert Lautenschläger stellte Zahlen, Daten und Fakten der Geschäftsentwicklung 2019 vor (unsere Zeitung berichtete). Die Bilanzsumme liege bei 589 Millionen Euro, man betreue ein Anlagevolumen der Kunden in Höhe von 659 Millionen Euro (plus 5,4 Prozent). Das Kundenvolumen sei um 70 Millionen oder 7,1 Prozent auf 1055 Millionen Euro gesteigert worden. "Damit haben wir die Milliarde geknackt", freute sich der Vorsitzende. Die Eigenkapitalausstattung liege voraussichtlich bei 81 Millionen Euro (45 Millionen Rücklagen, 26 Millionen Fonds für allgemeine Bankrisiken und zehn Millionen Geschäftsguthaben), geplant sei eine Dividende von vier Prozent.

Der Jahresüberschuss 2019 betrage 3,5 Millionen Euro, im Jahr davor waren es 1,6 Millionen. Um einen Euro zu verdienen wende die Bank 57 Cent auf. Das gute Ergebnis wolle man halten - durch ein ausgewogenes Kostenmanagement und Chancen der Digitalisierungs-Strategie. "Unser Ergebnis 2019: vorderer Platz innerhalb des Genossenschaftsverbandes, geordnete Finanz-, Vermögens- und Ertragslage und angemessene Stärkung des Eigenkapitals", sagte der Vorsitzende.

Apps zum Bezahlen

Im Jahr 2020 erhoffe man eine weitere Ausweitung des Marktanteils, ein moderates Wachstum des bilanziellen Kundeneinlagen- und des Dienstleistungsgeschäfts, das nötige stärkere Wachstum im Kreditgeschäft, Kundenzufriedenheit und Beratungsqualität seien im Fokus. Bei einer Kundenumfrage gab es für deren Zufriedenheit die Note 1,71, Freundlichkeit 1,49, Zuverlässigkeit 1,33, Beratungsgespräch Ziele und Wünsche 1,32 und eine Weiterempfehlung von 98,2 Prozent.

"Aktuelles von Banking, Karte & Co" stellten Werner Waldeck und Jonas Hahn vor. Sie zeigten auf, dass man mit der "VR Banking App Kwitt" unter Freunden und Familie ohne Kleingeld bei unbekannter Bankverbindung zahlen kann. Mit "Scan2Bank" wird die Rechnung fotografiert und die Überweisung erstellt. Wenn die TAN nicht greifbar ist, sorgte die "App VR-Secure-Go" für die Erledigung des Geldgeschäfts. Falls man die Karte nicht dabei hat, gibt es digital die Giro- und Kreditkarte auf dem Smartphone. Waldeck stellte die kostenfreie "ClassicCard" für Mitglieder mit den Kontomodellen "VR-Direkt Plus" und "VR-Mein Koto Plus" vor. Im dritten Quartal soll eine neue "girocard" für die Mitglieder ausgegeben werden. Zu Gestaltung wurden drei Designervorschläge präsentiert, die Mitglieder konnten per Stimmkarte den Entwurf wählen, der ihnen gefiel. Dafür standen Boxen auf den Tischen im Eingangsbereich, sie wurden auch vom Roboter "Pepper" in einem Rucksack eingesammelt, der durch den Saal gesteuert wurde.

Geplant war im unterhaltsamen Teil ein Auftritt des Sängers und Comedians Andy Ost, doch der hatte einen Tag vorher wegen Krankheit absagen müssen. Die Volksbank hatte daraufhin den Kabarettisten Stephan Bauer verpflichtet, der bei seinen Auftritten "Vor der Ehe wollt' ich ewig leben, warum heiraten" die Gäste mit einbezog und viel Applaus bekam. Es ging in erste Linie um die Müdigkeit seiner Beziehung, die Dominanz seiner Frau und den Versuch, dass sich die Partner ertragen. "Es wird in der nächsten Beziehung nicht besser, ich weiß es aus eigener Erfahrung", so lautete Stephan Bauers Rat.

Und noch etwas Besonderes wurde präsentiert: Das Lied, das Anrufer hören, sollten sie einmal bei einem Telefonat in die Warteschleife kommen. "Hör doch mal rein" sang der "Volksbank-Chor" auf der Bühne und bekam riesigen Beifall.