Die Vorstände der Volksbank Lauterbach-Schlitz, Norbert Lautenschläger und Alexander Schagerl, blicken auf ein „gutes Jahr – innerhalb der Rahmenbedingungen“ Bild: Volksbank

Pressebericht aus dem Lauterbacher Anzeiger vom 14.01.2022

Erfolge trotz rauem Geschäftswetter

Volksbank Lauterbach-Schlitz blickt auf zweites Corona-Geschäftsjahr zurück / Bilanzsumme auf 703 Millionen Euro gesteigert

LAUTERBACH (oh). Der aktuelle Versuch der Finanzaufsicht Bafin, die weiterhin stark ansteigenden Immobilienpreise und die Zahl der Baukredite ein Stück weit einzufangen, wird auch bei der Volksbank Lauterbach-Schlitz zur Kenntnis genommen – durchaus mit kritischen Blicken, wie auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz des heimischen Bankinstituts zu erfahren war. Noch bevor die beiden Bankvorstände Norbert Lautenschläger und Alexander Schagerl auf das abgelaufene  eschäftsjahr eingingen, blickten sie gemeinsam auf die jüngste Entscheidung der deutschen Finanzaufseher. Diese hatten am Mittwoch beschlossen, dass Banken künftig mehr Eigenkapital für Wohnimmobiliendarlehen beiseitelegen müssen – was Folgen für die Kunden haben dürfte, indem eben jene Darlehen sich verteuern. Die Regel, die ab dem 1. Februar in Kraft tritt, sieht vor, dass Banken künftig 0,75 Prozent mehr Eigenkapital vorhalten müssen – und für Baufinanzierungen sogar 2,75 Prozent. „Was das konkret für uns bedeutet, das müssen wir noch ausrechnen“, so Schagerl. Aber am Ende dürfte wohl eine „Zinsanpassung“, sprich: Verteuerung anstehen. „Wir sind aber gut ausgestattet mit Eigenkapital“, ergänzt Lautenschläger, der die Ursache der explodierenden Immobilienpreise in der Zinspolitik des billigen Geldes der Europäischen Zentralbank verortet. Ein Problem sei bei dem Bafin-Plan aber, dass die höheren Kapitalanforderungen jede Wohnungsfinanzierung undifferenziert betreffe.

Entspannter blickten die Lauterbach-Schlitzer Volksbanker auf das abgelaufenen zweite Corona-Jahr zurück. „Das war – innerhalb der Rahmenbedingungen – ein gutes Jahr für uns“, bilanzierte Schagerl. Die Bilanzsumme konnte um 52 Millionen auf 703 Millionen Euro gesteigert werden. Das bilanzielle Eigenkapital der Bank inklusive der Geschäftsguthaben unter Berücksichtigung des Fonds für Allgemeine Bankrisiken wird voraussichtlich 91 Millionen Euro betragen. Eine Volksbank steht und fällt auch mit ihren Mitgliedern. Auch hier gibt es Positives zu berichten: Zum 31. Dezember 2021 waren 9237 Mitglieder mit Geschäftsguthaben von 14,1 Millionen Euro Anteilseigner der Volksbank Lauterbach- Schlitz. Im Berichtsjahr sind der Volksbank 291 Mitglieder beigetreten. Ende 2021 waren insgesamt 86 Mitarbeiter beschäftigt, darunter acht Auszubildende. „Die Aus- und Weiterbildung hat in unserem Hause einen sehr hohen Stellenwert. Der schwierige Arbeitsmarkt zeigt uns immer wieder, dass die eigene Ausbildung von kompetenten und flexiblen Mitarbeitern unverzichtbar ist“, ergänzte Lautenschläger. Gleichwohl schrumpfte 2021 die Zahl der stationären Geschäftsstellen. Aktuell sind es noch fünf. Die Filiale in Engelrod wurde zum 31. Dezember geschlossen. Die permanente Zunahme von Online-Banking und ein Rückgang des Bargeldbedarfs sorgen für personellen Einspardruck in den Filialen, den die Volksbank dennoch aus ihrer Sicht gut auffangen konnte. Der Abzug von Beratungspersonal aus den Geschäftsstellen in Herbstein, Angersbach und Freiensteinau habe durch die Einrichtung einer Online-Geschäftsstelle ab Juni 2021, bei der eine Bankmitarbeiterin über einen Video-Terminal in den jeweiligen Filialen für die Kunden erreichbar ist, gut kompensiert werden können. „Mit der Entwicklung dieses Vertriebskanals sind wir weiterhin sehr zufrieden, die digitalen Kontaktwege werden ständig erweitert. Unsere Kunden schätzen die neue Möglichkeit sehr.

Aufgrund der auch 2021 notwendigen Kontaktbeschränkungen haben wir neben der Online-Beratung auch die Beratung am Telefon weiter optimiert. Beides wird gerne in Anspruch genommen“, versicherten die Vorstände. „Ganz nebenbei konnte übrigens auch die Service-Zeit erhöht werden. Die Online-Beratung ist täglich von 8 bis 18.30 Uhr erreichbar“, ergänzte Schagerl. Bankberater gibt es aber weiterhin in den Hauptstellen in Lauterbach und Schlitz. Die Selbstbedienungsfiliale in Maar, die am 25. Februar 2021 durch eine versuchte Sprengung des Geldautomaten in Mitleidenschaft gezogen wurde, wurde allerdings komplett geschlossen. Angesichts der sinkenden Geldausgabefrequenzen lohne sich ein neuer Automat nicht mehr, heißt es seitens der Bank. Die Zahl der Konten konnte aber 2021 deutlich erhöht werden. Zum Jahresende werden 8558 Konten, ein Plus von 8,21 Prozent mit einem Anlagevolumen von 164,9 Millionen Euro (plus 18,56 Prozent) geführt – trotz der aktuellen Null-Zins, beziehungsweise Minuszins-Phase. Letztere werde aber erst ab Guthaben von mehr als 250 000 Euro relevant, erklärten die Bankvorstände. Die bankeigenen Anlagen zum 31. Dezember 2021 betrugen 242 Millionen Euro. Insgesamt habe sich das betreute bilanzwirksame und außerbilanzielle Kundenvolumen um 147 Millionen Euro von 1,15 Millionen auf 1,29 Millionen Euro erhöht. Im gewerblichen Kreditgeschäft habe man allen vertretbaren Kreditwünschen nachkommen können. Das private Kreditgeschäft habe weiterhin zugenommen. „Grund hierfür waren einerseits die weiterhin günstigen Marktkonditionen sowie vielfältige Vertriebsaktivitäten unserer Mitarbeiter. Für das Wachstum des Kreditgeschäftes ist auch das gesteigerte Konsortialkreditgeschäft mit verantwortlich“, so Vorstand Schagerl. Unter Konsortialgeschäft versteht man das Kreditgeschäft mit befreundeten Banken in strukturstarken Gegenden, etwa um Kreditanfragen bedienen zu können, die für eine Bank alleine zu groß sind. „Unsere Kreditvergabepolitik war jederzeit verlässlich und konstant. Insgesamt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 570 Kreditanträge mit einem Volumen von 124 Millionen Euro bearbeitet“, ergänzte Norbert Lautenschläger. Auch im zweiten Pandemiejahr konnte ein guter Gewinn erzielt werden, in Höhe von rund. 1,2 Millionen. Mit einer Cost-Income-Ratio in Höhe von 56,04 Prozent nehme man einen „sehr guten Platz“ in der Bankenbranche ein. Die Cost-Income-Rate misst den Betrag, den eine Bank rein rechnerisch dafür aufwenden muss, um einen Euro zu verdienen – bei der Volksbank Lauterbach- Schlitz derzeit 56,04 Cent.

Um auch 2022 erfolgreich am Markt zu operieren, will die Bank weiter das Kosten-Management, die Stärkung des Eigenkapitals, die Struktur der Eigeneinlagen und das Immobilien-Portefeuille im Blick behalten. Die Rahmenbedingungen für das Jahr 2022 bleiben schwierig. „Wir gehen von einem weiter anhaltenden niedrigen Zinsniveau aus, die Finanzdienstleistungsbranche gerät weiter unter Druck, und der Verlauf der Covd-19-Pandemie ist ungewiss. Strategisch setzen wir auf ein gutes Kostenmanagement. Wir nutzen die Coronakrise als Chance, die Digitalisierung voranzubringen, um das Bankgeschäft für die Kunden einfacher, schneller und effektiver zu machen“, betonen die Vorstände. Wie hoch die Dividende für 2021 ausfallen wird, steht aber noch nicht endgültig fest.

Wie das neue Jahr am Ende auch ausfallen wird – Grund zum Feiern hat die Bank so oder so, denn 2022 stehen die Jubiläumsfeierlichkeiten zu „150 Jahre Volks- und Raiffeisenbanken in Lauterbach“ an. Diesen Geburtstag will man mit den Mitgliedern und Kunden gebührend feiern. Am 7. April 1872 wurde der damalige „Lauterbacher Vorschussverein eG“ gegründet. Aus dieser Gründung heraus entwickelte sich in der Folge von Zusammenschlüssen und Fusionen die heutige Volksbank Lauterbach-Schlitz eG. Der 150. Geburtstag am 7. April stellt auch gleichzeitig den Start in das Jubiläumsjahr dar mit der offiziellen Jubiläumsfeier für geladene Gäste. Am 8. April schließt sich dann die Mitgliederversammlung im feierlichen Rahmen im Wartenberg Oval.

Kennzahlen 2021

Bilanzsumme: 703 Millionen Euro
Bilanzgewinn: 1,2 Millionen Euro
Geschäftsstellen: 5
Mitarbeiter: 86
Auszubildende: 8