Teilnehmer Bilanzpressekonferenz (v.l.): Die Vorstandsmitglieder Norbert Lautenschläger und Alexander Schagerl, Dr. Volker Nies, Fuldaer Zeitung und Claudia Kempf, Lauterbacher Anzeiger. Foto: Volksbank

Pressebericht aus dem Schlitzer Bote vom 15.01.2020

Volksbank meldet solide Zahlen trotz Gegenwind
Zinsüberschuss schrumpft um 1,5 Millionen Euro / Eigene Immobilien werden immer wichtiger

Von Volker Nies

LAUTERBACH Die Minuszinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und die wachsende Bürokratie der Bankenaufsicht schlagen immer stärker auf die Bilanz der Volksbank Lauterbach-Schlitz durch. Dass der Bilanzgewinn trotzdem stabil bleibt, liegt auch an den hohen Investitionen der Bank in Immobilien.

Wegen der EZB-Zinspolitik sank der Zinsüberschuss der Volksbank, Haupteinnahmequelle einer Bank, 2019 von 13,3 auf 11,8 Millionen Euro. "Die Einbuße von 1,5 Millionen Euro ist in etwa der Betrag, um den das operative Ergebnis sinkt", sagte Vorstandschef Norbert Lautenschläger (55) gestern bei der Vorstellung der Bilanz 2019. Der erwirtschaftete Überschuss solle reichen, um die Rücklagen um fünf Millionen Euro zu erhöhen. Mit seinem Vorstandskollegen Alexander Schagerl (54) führt Lautenschläger die Bank seit 2011. Die Volksbank in Lauterbach ist traditionell das erste Institut der Region, das Zahlen des Vorjahres öffentlich macht.

"Wir haben überdurchschnittliche Zuwächse beim Kundenvolumen", berichtete Schagerl. Ein Großteil des Wachstums sei nicht aber bilanzwirksam, da es zu Verbundpartnern wie Union Investment, Schwäbisch Hall und der R+V Versicherung floss. "Allein bei Union Investment wuchsen die Einlagen unserer Kunden von 99 auf 120 Millionen Euro", berichtete Schagerl. Bei den Krediten floss ein Teil zur Münchner Hypothekenbank. "Hausfinanzierungen mit einer Laufzeit von über zehn Jahren geben wir an München ab", erläuterte Lautenschläger. Dafür erhält die Bank Provisionen. Insgesamt wuchsen Provisionen und Gebühren von 3,1 auf 3,4 Millionen Euro.

Das Kreditvolumen der Bank wuchs 2017 und 2018 um 18 und 14 Prozent. Hauptmotor war, dass die Volksbank – oft mit anderen genossenschaftlichen Banken – bundesweit Immobilien kaufte. 2019 bremste die Bank das Kreditwachstum auf 7,2 Prozent – was immer noch deutlich über dem Branchenschnitt liegt. "Ein wichtiger Grund des Rückgangs war, dass die Bankenaufsicht für die Anlagen in Immobilien höhere Sicherheiten forderten", erklärte Lautenschläger.

Dennoch flossen 2019 weitere sieben Millionen Euro in Mietobjekte, sodass der Bestand eigener Immobilien jetzt bei 20 Millionen Euro liegt. Daraus flossen im vergangenen Jahr Mieterträge von 600 000 Euro. "Wenn der Guthabenzins im Minusbereich liegen, müssen wir andere Wege finden, um Erträge zu erwirtschaften", begründete Schagerl. Weitere zehn Millionen Euro hat die Volksbank in Immobilienfonds investiert.

"Wir prüfen auch, ob wir jetzt erstmals ein Mietobjekt in Lauterbach erwerben – und dabei zugleich zum ersten Mal als Bauherr auftreten", berichtete Lautenschläger. Die Volksbank prüfe auch, ob sie in erneuerbare Energien investiere.

Nicht alle Banken seien so gut aufgestellt wie die Volksbank, sagt Lautenschläger: "Die Branche ist von einem ruinösen Wettbewerb geprägt. Wenn die Minuszinspolitik so bleibt wie heute, sind in drei Jahren 30 Prozent der Volksbanken und Sparkassen ohne Erträge. Deshalb kann die Zinssituation nicht so bleiben, wie sie ist."

In dieser Situation werde auch über Fusionen verstärkt nachgedacht – nicht nur in Lauterbach. "Heute redet jeder mit jedem. Einige Institute würden gern mit uns fusionieren. Es gibt Interessenten in allen Himmelsrichtungen. Aber bei heutigem Stand ist eine Fusion – mit wem auch immer – für uns nicht sinnvoll", sagt der Vorstandschef.

Auf dem Prüfstand steht in jedem Jahr die Zahl der Zweigstellen. "In diesem Jahr wird sich am Filialnetz nichts ändern. Aber sollte es von den Kunden nicht mehr nachgefragt werden, kann sich das 2021 ändern", sagte Schagerl.

Er beklagte auch die wachsende Bürokratie der Bankenaufsicht. Vier Behörden beaufsichtigen die Volksbank laut Schagerl: die EZB, die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA), die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). "Ihre Anforderungen sind nicht abgestimmt, aber an alles müssen wir uns halten." Die geforderten Datenmengen seien "irrsinnig", so Schagerl, und manchmal änderten sich die Anforderungen so rasch, dass sie willkürlich wirkten.